Motorleistung, Fahrgefühl, Spaltmaße: Das waren für lange Zeit entscheidende Kriterien für gute Autos. Und wenn es darum ging, Weltklasse-Autos zu entwerfen bzw. zu bauen,waren deutsche Hersteller und deren Zulieferer seit der Erfindung des Ottomotors immer ganz vorne mit dabei. Mit dem Aufkommen der E-Mobilität und des autonomen Fahrens findet jedoch ein Paradigmenwechsel statt. Neue Faktoren in der Mobilität gewinnen an Relevanz und das Auto wird sinnbildlich immer mehr zu einem Smartphone auf Rädern. Software wird in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Bereits heute verfügen neue Fahrzeuge über bis zu 150 Millionen Zeilen Softwarecode – und die Komplexität wird weiter steigen. Bei Elektrofahrzeugen erfolgen Lademanagement und Optimierungen des E-Motors über Software-Updates, darüber hinaus können neue Services situativ zugeschaltet werden.

Die aktuelle Ausgabe unseres Magazins we drive haben wir dem Thema Software gewidmet. So beschreiben etwa unsere Automotive-Experten in der Story „50 Shades of Code“, wie Software auf ganz verschiedenen Ebenen neue Chancen für Hersteller eröffnet. Wir beleuchten nicht nur, wie klassische Zulieferer zunehmend durch Tech-Firmen unter Druck gesetzt werden und was sie tun können, um wieder an Boden zu gewinnen. Auch beantworten wir die Frage, wie OEMs in der Forschung und Entwicklung schneller und effizienter werden können. Und wir haben Hildegard Müller, Chefin des VDA, gefragt, wie sie die aktuelle Lage im Automobilsektor bewertet – auch im Hinblick auf Software. Als wir sie im Oktober in Berlin getroffen hatten, forderte sie einen besseren politischen Rahmen für die Branche. Dass die aktuelle Regierung zerbricht und es zu Neuwahlen kommt, konnte da noch niemand ahnen. Trotzdem: Müllers Plädoyer für bessere Standortbedingungen verliert keineswegs an Gültigkeit. Auch in der Automobilbranche erleben wir gerade Umbrüche und herausfordernde Zeiten. Vieles steht aktuell auf dem Spiel. Deswegen sollte niemand warten, bis die Politik ins Tun kommt – sondern selbst voranschreiten: Wer jetzt das Thema Software strategisch richtig angeht, wird die neuen Technologien beherrschen, eine Differenzierung erreichen und auch morgen noch attraktive Fahrzeuge zu wettbewerbsfähigen Kosten anbieten können.