Dr. Susanne Pfab

Seit 2015 Generalsekretärin der ARD
Zentrale Ansprechpartnerin für Politik, Verbände und gesellschaftliche Institutionen
Zuvor Geschäftsführerin der Gremienkonferenz (GVK) in München
Stellvertretendes Vorstandsmitglied in der Stiftung Deutsche Fernsehlotterie und Fördermitglied im International Press Institute

WAS FORDERT SIE AKTUELL?

Medienfreiheit, unabhängiger Journalismus und öffentlicher Rundfunk sind wichtige Säulen für das Funktionieren der Demokratie. Erschreckenderweise geraten diese Werte und Überzeugungen zunehmend auch in Europa unter Druck. In Deutschland haben wir seit Monaten eine sehr intensive Debatte zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks von Auftrag über Struktur bis hin zur Finanzierung. Die medienpolitische Stimmung ist teilweise sehr aufgeheizt und wenig faktenbasiert. Dies fordert mich dementsprechend im Außen: erläutern, erklären, einordnen. Zeitgleich steht auch die ARD vor den Herausforderungen der digitalen Transformation, die entsprechende Investitionen und Umschichtung von Mitteln braucht. So treffen wir in der ARD gerade weichenstellende Entscheidungen hin zu deutlich mehr Arbeitsteiligkeit, Kooperation und Wirtschaftlichkeit zwischen den neun selbständigen Landesrundfunkanstalten, die unsere föderale Arbeitsgemeinschaft deutlich verändern werden und einen Kulturwandel implizieren. An vielen Stellen wird dies bedeuten: „einer für alle“ statt wie bisher „jeder für sich“. Auch dies erfordert: erläutern, erklären, einordnen – wie bei jedem großen Change-Prozess gerade auch nach innen.

UND WEN FORDERN SIE AKTUELL?

Es gibt noch so viele wichtige Themen, die ich in der ARD und für die ARD voranbringen möchte! Dazu gehört zum Beispiel unser Engagement für mehr ökologische Nachhaltigkeit. Dies reicht von Green Motion und Recyceln von Kulissen über mehr E-Mobilität, hundertprozentige Nutzung von Ökostrom, Zurückfahren von Dienstreisen, Begrünung von Fassaden der Medienhäuser bis hin zu regionaleren Kantinenangeboten und der nachhaltigen Ausrichtung von Events. Das erfordert viel Mitdenken und Engagement von der Führung bis zum einzelnen Mitarbeitenden, aber es ist mir eine Freude, hier zu fordern und zu fördern!

EINE HERAUSFORDERUNG, DIE – BERUFLICH ODER PRIVAT – IHR LEBEN VERÄNDERT HAT?

Die Erfahrung, allein eine Rinderherde treiben zu können! Ich war einige Wochen auf einer Ranch in New Mexico und habe unter anderem die Unterscheidung zwischen „Hidern“ und „Runnern“ unter den Rindern gelernt. Ein wichtiges Wissen, wenn man eine Herde in Gang setzen und am Laufen halten will – denn man muss eben auf die richtige Kuh setzen! Das ist ja im beruflichen Alltag auch oft nicht anders.

HABEN SIE EIN VORBILD? ODER ANDERS GEFRAGT: WAS INSPIRIERT SIE?

Wenn jemand für sein Tun Leidenschaft, Freude, Souveränität und Authentizität ausstrahlt, bin ich sofort hin und weg. Dabei ist es egal, worum es geht, denn die Haltung ist das Inspirierende.

WIE BEHALTEN SIE IN EINER HERAUSFORDERNDEN SITUATION EIN POSITIVES MINDSET?

Aktives Andocken an meine Grundüberzeugung, dass es einen öffentlichen Rundfunk, der unabhängig ist, verlässlich informiert und eine integrative Kraft hat, unbedingt braucht. Dann kann ich Verbalattacken gegen die ARD oder intern ermüdende Prozesse mit hoher Resilienz, Contenance und Optimismus (hin)nehmen. Ein Lösungsansatz für ein Problem Ihrer Wahl, der Sie begeistert? Der CO2-Staubsauger, mit dem Treibhausgase direkt nach dem Ausstoß wieder aus der Atmosphäre abgesaugt werden. Klingt unglaublich, ist aber bereits in der Entwicklung. Mich begeistern die Sonnenseiten von Technologien. Die Schattenseiten klein zu halten ist dann wieder eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen.