Herr Ayoub, was hat Sie dazu bewegt, für Unternehmen einen Homeoffice Shop aufzubauen?

Samir Ayoub: Wir haben im letzten Jahr gesehen, dass der rasante Aufstieg des Homeoffice für viele Unternehmen ein Beschleuniger oder Initialzünder auf dem Weg zu modernen Arbeitsweisen ist. Das ist grundsätzlich sehr positiv. Wir haben aber auch gesehen, dass Errungenschaften der vergangenen Jahre dabei teilweise wieder verloren gingen. Arbeitnehmer, die sich gerade erst an eine ergonomische und moderne Arbeitsumgebung gewohnt hatten, finden sich plötzlich am Küchentisch wieder. Die Unternehmen hingegen legen heute zwar viel mehr Wert als früher auf eine hochwertige und wirksame Arbeitsumgebung – wissen aber noch nicht wirklich, wie sie ihre Mitarbeiter auch zuhause zielführend unterstützen können.

Und wie funktioniert der Shop konkret?

Samir Ayoub: Diese Möglichkeit bieten wir jetzt mit dem Homeoffice-Shop. Unternehmen, die sich den Shop einrichten, können ihre Mitarbeiter mit Gutscheinen dabei unterstützen, ihr Homeoffice zu einer wirksamen Arbeitsumgebung zu machen. Dabei setzen wir ausschließlich auf hochwertige Produkte von renommierten Marken wie Vitra oder USM. Zudem haben wir fertige Homeoffice-Pakete kuratiert, die auf unterschiedliche Bedarfstypen ausgerichtet sind. Wichtig bei all dem war uns, den Aufwand sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer so minimal wie möglich zu halten.

Frau Telzerow, warum ist das Modell eines solchen Shops für Unternehmen wie Kearney attraktiv?

Mirja Telzerow: Natürlich geht es zunächst mal darum, dafür zu sorgen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimal für die Arbeit im Homeoffice ausgestattet sind. Aber ganz ehrlich: Wer möchte zuhause schon einen Stuhl oder Tisch im „typischen“ Büro-Look haben? Zumal nicht alle Kolleginnen und Kollegen ein extra Arbeitszimmer haben, hinter dem man am Ende des Tages einfach die Tür schließen kann. Ein solcher Shop bietet uns eine Auswahl an ansprechenden Möbeln, zwischen denen man sich je nach persönlichem Geschmack entscheiden kann. Die Handhabung ist supereinfach: selber aussuchen, bestellen, und wenig später wird alles nachhause geliefert. Auch für die interne Abwicklung ist ein zentraler Bestellprozess über einen solchen Shop übersichtlich und effizient.

Ist das generell auch Teil eines New-Work-Konzeptes? Wie sieht das bei Kearney aus?

Mirja Telzerow: Wir haben schon vor der Pandemie regelmäßig im Homeoffice gearbeitet – ausgestattet mit Laptop und Handy. Das ist jetzt aber nochmal eine neue Dimension, und da viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu signifikant hohem Anteil im Homeoffice sind, eben noch wichtiger, eine gute Ausstattung zu haben. Das ist vor allem aus Gesundheitsgründen wichtig, beispielsweise einen ergonomischen Stuhl zu haben. Neben Mobiliar bieten wir aber auch weitere technische Ausstattung an, wie Monitor, Tastatur etc.

Und wie ist das Feedback von den Kolleginnen und Kollegen zu den neuen Initiativen?

Mirja Telzerow: Bisher sehr positiv. Vor allem schätzen sie das schöne, zeitlose und hochwertige Design der Produkte. Und wenn mal etwas außerhalb des von uns vorgegebenen Budgets liegt, ist ein persönlich getragenes Upgrade auch kein Problem.

Wie können moderne Bürokonzepte nach Corona aussehen, in denen Office und Homeoffice eine stimmige Einheit bilden? Brauchen wir überhaupt noch Büros?

Samir Ayoub: Ganz sicher brauchen wir noch Büros. Vielleicht sogar dringender denn je – was sich aber verändern wird, ist, wie wir Büros sehen und wofür wir sie nutzen. E-Mails bearbeiten, Texte redigieren, kleinere Projekte koordinieren – solche Arbeiten mit niedrigem bis mittlerem Konzentrationslevel können wir in der Regel ebenso gut im Homeoffice durchführen. Das Gleiche gilt für klassische Besprechungen, die dem reinen Informationsaustausch dienen.

Also das Büro nur noch als Arbeitsort für anspruchsvolle Aufgaben, für die man Ruhe braucht?

Samir Ayoub: Genau, bei echter Fokusarbeit mit hohem Konzentrationslevel sieht das schon anders aus. Nicht jeder findet die dafür notwendige Abschottung zuhause. Oder im Bereich der Co-Kreation, also kreativer oder konzeptueller Zusammenarbeit: Da gibt es mittlerweile zwar auch gute digitale Tools, das funktioniert aber längst noch nicht so gut wie im persönlichen Miteinander in einer dafür ausgelegten Umgebung. Auch die Gemeinschaft, die ein Unternehmen zusammenhält, kann auf Dauer nur schwer rein digital aufrechterhalten werden.

All diese Aspekte eines Büros werden an Bedeutung gewinnen, und Unternehmen sind gefragt, die entsprechenden Flächen dafür bereitzustellen. Also: Weniger Standard-Arbeitsplätze und weniger klassische Meetingräume, dafür mehr Rückzugs- und Fokuszonen, mehr Flächen für Co-Kreation, mehr Gemeinschaft.

Frau Telzerow, wie sehen Sie das? Gibt es bei Kearney auch schon Überlegungen, wie Büros zukünftig genutzt werden sollen?

Mirja Telzerow: Unsere Büros werden zukünftig noch mehr als früher ein Ort der Zusammenkunft, des Socializings und für Events werden. Der Fokus wird eindeutig auf noch mehr Teamwork und Gruppenarbeit liegen, d.h. also mehr Meetingräume, nette Gesprächsecken und einladende Kaffeebars. Das wird auch bei uns in Zukunft stärker bei der Planung berücksichtigt werden. Wohingegen das Homeoffice sicherlich eher der Ort sein wird, an dem man individuell für sich arbeitet – also in Phasen, in denen man mehr Ruhe braucht oder aber die kreative Zusammenarbeit gerade nicht im Vordergrund steht.

Was ist für Sie in Ihrem persönlichen Homeoffice unersetzlich? Auf was könnten Sie niemals verzichten?

Samir Ayoub: Meine Bilder vom Wilden Kaiser und dem offenen Meer, da sie mich immer wieder inspirieren, und mein USM- und Vitra-Home-Office, da die Produkte wunderschöne und zeitlose Klassiker sind.

Mirja Telzerow: Aufgrund der vielen Videokonferenzen zurzeit auf meine verschiedenen Kopfhörer „in the ear“, „over the ear“ - ich wechsele den Tag über immer mal wieder.

Das Interview führte Inga Michaelis, Senior Marketing Specialist bei Kearney.

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