6. Januar 2023
BMW ruft in den USA 14.000 Modelle der Modellreihen i4, iX und i7 zurück – wegen Softwareproblemen.

17. Februar 2023
Tesla ruft in den USA 360.000 zurück – wegen Problemen beim Autopiloten.

1. März 2023
Citroen, DS, Opel, Peugeot und Toyota rufen weltweit über 40.000 E-Autos zurück – wegen Batterieproblemen.

6. März 2023
Der Volkswagen-Konzern ruft weltweit über 270.000 Autos zurück – wegen Sicherheitsrisiken in Airbags.

Schon lange vergeht keine Woche mehr, in der nicht irgendein Fahrzeughersteller auf der Welt massenhaft eigene Modelle in die Werkstätten zurückbeordert. 2022 gab es allein in Europa 207 Auto-Rückrufe, die 209 Modelle von 37 Herstellern betrafen.

Was Kunden ärgert, haben Autokonzerne längst in ihre Bilanz eingepreist, wie eine Zahl wie diese beweist: Trotz eines Umsatzrückgangs von 14 Prozent im Jahr 2020 stiegen die weltweiten Rückstellungen für Gewährleistungen in der Automobilindustrie im gleichen Zeitraum um 4 Prozent auf 52 Milliarden Euro. Auf die verkauften Fahrzeuge umgerechnet lagen die Gewährleistungsrückstellungen im Branchenschnitt bei 690 Euro pro Auto, ein Plus von 26 Prozent.

Warum sind so hohe Rückstellungen bei der Gewährleistung nötig?

Aus Sicht von Verbraucherschutzorganisationen ist die Antwort klar: Die Qualität der Autos wird schlechter, vermeldete der ADAC 2022 nach umfangreichen Autotests. Zumindest die Schadenquote von Volkswagen, BMW und Mercedes gibt ihnen Recht. Sie mussten für Gewährleistungsansprüche 2020 zusammen 18,2 Milliarden Euro zahlen, mehr als 2019. Hätten die drei OEMs ihre Quote auf das Branchenniveau gesenkt – hätten sie zusammen sechs Milliarden Euro sparen können.

Dass Automobilhersteller immer mehr Geld beiseitelegen (und anscheinend) mit einem Anstieg an Gewährleistungsfällen rechnen und gewappnet sein wollen, kann aber auch andere Gründe haben als mangelnde Materialqualität. Zum Beispiel die Antriebswende: Elektrifizierung und Ausstattungsumfänge wie Function on Demand sind technologisch jung und nach wie vor fehleranfällig. Ein weiterer Grund für die Rückstellung sind aber auch neue Gesetze für den Verbraucherschutz, die aufseiten der OEMs die Unsicherheit in Bezug auf zukünftige Gewährleistungskosten verstärken. Verlängerte Garantiezeiten, beispielsweise die Vorgabe, dass E-Batterien nach acht Jahren immer noch 70 Prozent des Batteriezustands haben müssen, erfordern Komponenten mit längerer Lebensdauer – was zu steigenden Komponentenkosten oder Garantierückstellungen führen kann. Darüber hinaus verändern die erwähnten Functions on Demand, also neue digitale Dienste, die Sichtweise auf Garantie und Kulanz. Was ist ein Mangel? Ab wann ist eine Entschädigung zu zahlen? Vom autonomen Fahren und seinen komplexen Haftungsfragen gar nicht erst zu reden.

Das Gewährleistungsmanagement ist wichtig für die Profitabilität der Fahrzeughersteller

Aber egal ob tatsächlich schlechte Qualität oder Vorsorge für die Zukunft: Erfolgreiches Management von Gewährleistungskosten wirkt sich unmittelbar auf die Profitabilität eines Autoherstellers aus, da zuvor gebildete Rückstellungen sowie tatsächliche Abflüsse für Gewährleistungsansprüche verringert werden können. Um OEMs bei der Reduzierung von Gewährleistungskosten zu unterstützen, hat Kearney eine Methodik entwickelt, die auf Fahrzeuge im Feld und in der laufenden Gewährleistungszeit abzielt. Die definierten Maßnahmen zur Kostenkontrolle wirken sich durch diesen Fokus unmittelbar auf die Gewinn- und Verlust-Rechnung aus. Die Methodik basiert auf einem Portfolio an Maßnahmen in den vier Blöcken: Fallmanagement, Teilekosten, Arbeitskosten und Governance.

Beim Fallmanagement geht es um Maßnahmen zur Erkennung und Vorhersage möglicher Gewährleistungsfälle. Teilekosten bezieht sich auf Maßnahmen zur Senkung der Ersatzteilkosten für Garantiefälle und der Vermeidung von Wiederholungen. Arbeitskosten meint Maßnahmen zur Verringerung des erforderlichen Arbeitsaufwands für Gewährleistungsaufgaben. Governance schlussendlich steht für Maßnahmen zur Steuerung und Förderung der Reduzierung von Garantiekosten und zur Steigerung der Gesamteffizienz.

Entscheidend beim Thema Gewährleistungsmanagement ist die Datentransparenz zwischen OEM, nationaler Vertriebsgesellschaft und Händler. Nur wenn diese vorhanden ist, können Gewährleistungsfälle effektiv analysiert und daraus Maßnahmen wie ganzheitliche Prozessverbesserungen erarbeitet werden.